English VersionCalifornia Proposition 1A
In Kalifornien steht, im Rahmen der allgemeinen Wahlen, auch eine (von mehreren) Volksabstimmungen bereit, die sogenannte Proposition 1A. Bei dieser geht es darum, Geld bereitzustellen, um damit eine Hochgeschwindigkeitslinie durch Kalifornien zu bauen. Ich verstehe nicht viel über die kalifornische Politik, aber ich verstehe ein wenig über Hochgeschwindigkeitslinien (so viel wie jeder interessierte Deutsche), und daher wollte ich hier mal ein paar Informationen geben, für Kalifornier, die versehentlich hier landen.
Es ist möglich
Eins vorweg: Die Versprechungen der Hochgeschwindigkeitslinie sind zweifelsfrei möglich. Unter drei Stunden von San Francisco nach LA ohne Sicherheitskontrollen oder ähnlichen Blödsinn ist keine Utopie, sondernd ganz zweifellos realistisch. Geschwindigkeiten wie die geplanten werden in Europa und Japan regelmäßig erreicht, die Technologie dafür ist komplett Off-The-Shelf.
Hochgeschwindigkeitsverkehr ist schnell
Das klingt wie eine Tautologie, aber man muss berücksichtigen, dass ich hier in Deutschland gerne einen Schnitt von dem doppelten, was in Kalifornien legal ist, fahre (OK, meistens etwas drunter bei den aktuellen Gaspreisen, aber tun wir einfach mal so). Des weiteren sind die Strecken, die ich regelmäßig befahre, keine Hochgeschwindigkeitslinien, sondernd haben höchstens 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. Trotzdem bin ich mit dem Zug in der selben Zeit da. Der Unterschied zu 55 Meilen pro Stunde (sein wir mal ehrlich und sagen 70) ist enorm.
Es ist billiger für mich
Gut, ich habe eine Bahncard 50, d.h. ich kriege 50% Rabatt auf alle Bahnfahrten (und bezahle dafür aber auch mehrere hundert Euro im Jahr), aber vermutlich wird es auch Vielfahrerprogramme in Kalifornien geben. Europäische Spritpreise sind höher, aber dafür verbraucht mein Auto weniger Benzin als ein durchschnittliches amerikanisches, und ich kann nur sagen, mit der Bahn fahren ist die billigere Alternative.
Bahn ist Bequem
Mein Auto ist keineswegs unbequem, ich mag es sehr. Aber die Sitze im ICE sind nicht schlechter als mein Fahrersitz, und ich kann während der Fahrt schlafen, an meinem Laptop arbeiten oder durch den Zug laufen, und ich muss mich auch nicht anschnallen. Die Bahn ist bequemer.
Konkurrenz zum Flugzeug
Ich würde auf den Strecken, auf denen ein ICE fährt, sowieso nie ein Flugzeug nehmen, also habe ich keine Erfahrung damit. Andererseits scheine ich aber nicht der einzige zu sein, der so denkt: Moderne Fluglinien haben viel Angst vor Hochgeschwindigkeitszügen, und Air France/KLM will in Zukunft selbst Flüge zwischen Paris und Amsterdam durch Züge vom Typ [Alstom AGV][agv] ersetzen.
Gesamtkosten
Eines muss ehrlich gesagt werden: Das Geld wird nicht reichen. Das Geld reicht bei solchen Projekten nie, und ein Jahr Verzögerung sollte man auch mit einrechnen. Gründe dafür sind Sachen wie Umweltschützer (die es öfter schaffen, dass eine bestimmte Landschaft untertunnelt wird anstatt durchfahren zu werden), Inflation und die sowieso immer steigenden Sicherheitsanforderungen. Ich bin trotzdem der Meinung, dass die deutschen Hochgeschwindigkeitslinien ihr Geld wert sind.
Wirtschaftlichkeit
Auf der anderen Seite kann man nicht leugnen, dass sich Hochgeschwindigkeitszüge für die Bahnunternehmen rechnen, was natürlich sehr praktisch ist wenn die Investitionen vom Steuerzahler kommen. Die Deutsche Bahn ist sogar mehr oder weniger dabei, alle Langstreckenpersonenzüge durch ICEs zu ersetzen, da diese einfach mehr Geld einbringen.
Geschrieben am 30. Oktober 2008 um 22:31
