Besetzung oder Kaffeekränzchen
Seit gestern hat auch die RWTH Aachen einen besetzten Hörsaal wo Leute für bessere Studienbedingungen demonstrieren, also dachte ich mir, ich gehe mal hin und dokumentiere, was ich dort so sehe.
Außerhalb des Hörsaals ist praktisch nichts los, außer dem Banner natürlich. Der tatsächliche Bildungsstreik findet am 17. November statt, in Aachen mit Kundgebung um 13:00 am Elisenbrunnen, wenn ich das richtig mitbekommen hab. Mal schauen, ob ich davon auch berichten werde. Erst mal was anderes aber.
Als Hörsaal für die Besetzung hat man sich den Fo3, einen der vielen im Kármánn-Auditorium, ausgesucht. Das halte ich persönlich fü eine schlechte Wahl, denn der Hörsaal ist recht klein und seine Besetzung stört nur wenige Leute.
![Fo2 hat drei mal so viele Sitzplätze, Fo1 fast das sechsfache](http://ferroequinologist.de/artikel/bildungsstreik/hoersaaluebersicht.gif)
Quelle: [Hörsaalübersicht der RWTH Aachen für Bereich Mitte](https://www.campus.rwth-aachen.de/rwth/all/roomGroups.asp?room=&expand=Campus+Mitte&view=true&tguid=0xA393F76E128F574ABF63DE120D3E7B38)
Der Hintergrund davon ist anscheinend, dass [die Fachschaft 7/I eine außerordentliche Vollversammlung angemeldet hatte und dafür diesen Hörsaal erhielt](http://twitter.com/nafur/statuses/5675811981) und dann einfach dort blieb. Das macht zwar Sinn, aber trotzdem wirkt es etwas komisch, wenn man alle 20.000 Studenten der RWTH [aufruft, sich in solch eine Sardinenbüchse zu zwängen](https://twitter.com/kamikarman/statuses/5676635577).
Und so sieht das ganze dann in echt aus:
![Die Wände sind mit gelben Plakaten dekoriert. Ein Sofa und ein Haufen Snacks sind auf dem Rednerpult. Die allermeisten Sitze sind leer. Auf die Tafeln sind ein paar Slogans gemalt](http://ferroequinologist.de/artikel/bildungsstreik/besetzung.jpg)
Als ich da war war nichts los, mit Ausnahme von einigen Leuten (wie mir) die immer mal wieder hineinschauten, sich wunderten und dann wieder gingen. Laut aktuellen Nachrichten auf Twitter wurde in dem Saal bevor ich da war und nachdem ich wieder gegangen bin viel wichtige Arbeit und Diskussionen geführt, da hatte ich wohl gerade Pech.
Was soll man nun davon halten? Ich halte davon relativ wenig. Grundideen wie die Abschaffung von Studiengebühren, bessere Studienorganisation, weniger überfüllte Hörsäle und mehr Stipendien, dagegen habe ich nichts einzuwenden. Aber ist das beste Mittel dafür wirklich, die anderen Kommilitonen zu nerven? Es gibt tatsächlich Leute, die [dann noch darauf kommen, sich darüber zu beschweren, dass manche Studenten in dem Hörsaal lieber etwas lernen würden](http://twitter.com/bremerb/statuses/5676348967). Ist überhaupt Lehre nicht allgemein besser als gar keine Lehre?
Dass die Hochschulleitung der RWTH das Problem kennt sollte ja eigentlich auch bekannt sein. Betrachten wir doch das Beispiel der überfüllten Hörsäle mal: Die Baustelle hinterm Super-C, das werden neue Hörsäle, und es ging gerade ein Architekturwettbewerb für ein neues Hörsaalzentrum in unmittelbarer Nähe zum Audimax zu Ende. Das Problem ist Geld, welches vom Land kommt, und dass heißt im Zweifelsfall in Düsseldorf protestieren.
Aber selbst, wenn man meint, man hätte am meisten Erfolg die Lehre zu verbessern in dem man sie gewaltig stört: Mir fällt es schwer, eine so furchtbar kleine Aktion wie diese hier (im Vergleich zur Größe der Uni) ernst nehmen zu nehmen.
Update
In den Kommentaren wurde behauptet, dass keine Veranstaltungen durch das sogenannte Dauerplenum ausgefallen sind. Allerdings gibt es [Berichte von Veranstaltungen, die tatsächlich ausgefallen sind](http://www.buecherbucht.de/index.php?trigger=blogshow&id=105), und auch die Kármán-Hochschulzeitung berichet von [einer Höhere-Mathematik-Übung, die so nicht statt finden konnte](http://www.karman-aachen.de/index.php?id=911) und deren Teilnehmer und Dozenten statt dessen zu einer Debatte eingeladen wurden. Das betrachte ich persönlich auch als eine Störung der Lehre.
Geschrieben am 13. November 2009 um 11:21
Markus
Ich
Prof. Dr. Furunculus a.D.
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