Guttenberg: Der Bericht
Es hat ein wenig gedauert, aber jetzt ist der [vollständige Bericht][bericht] der Kommission “Selbstkontrolle in der Wissenschaft” der Universität Bayreuth zum Thema Karl Theodor zu Guttenberg fertig und veröffentlicht. Nach dem Guttenberg zurückgetreten und größtenteils untergetaucht ist, würde man denken, dass das Thema eigentlich schon längst erledigt sei. Nur leider gibt es immer noch viele Menschen (besonders in der Facebook-Gruppe [“Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg][proguttenberg], die meinen, es war doch alles nicht so schlimm, und auf eine Rückkehr des ehemaligen Verteidigungsministers hoffen, und das macht diesen Bericht so furchtbar wichtig.
Der Bericht
Große Überraschungen enthält der Bericht auf seinen 25 Seiten nicht. Er beginnt damit, sehr detailliert zu erwähnen, dass die Uni sich selbst verpflichtet hat, solche Fälle zu untersuchen, schon lange bevor KT seinen Doktortitel erwarb. Vielleicht ist das nur normale Prozedur, aber wahrscheinlich ist den Autoren durchaus bewusst, dass Leute jetzt von einer Hetzjagd auf den arme, doch schon zurückgetretenen Karl-Theodor sprechen.
Dass plagiiert wurde bestreitet heute keiner mehr, und der Bericht sucht sich auch nur ein paar einzelne Beispiele heraus und verweist auf die allgemein bekannten Quellen (auch das [Guttenplag-Wiki][guttenplag]) für eine detaillierte Aufstellung.
Viel interessanter ist die Frage nach dem Vorsatz, den Guttenberg selbst ja immer noch bestreitet. Hier lässt die Kommission keinen Zweifel: Das kann nur Absicht gewesen sein. Guttenberg gibt ja durchaus Quellen an, nur verschleiert er, dass er diese Quellen teilweise komplett übernommen hat. Die von Guttenberg vorgebrachte Idee, dass er den Überblick verloren hat, überzeugt auch nicht - wer sich so viel mit fremden Texten beschäftigt sollte eher mehr über die Quellen wissen als weniger. Aber selbst wenn er den Überblick verloren haben sollte, meint die Kommission, dass hier eine vorsätzliche Täuschung vorliegen würde: Er hat grauenhaft mangelhaft gearbeitet (was er auch selbst zugibt) und dann hinterher trotzdem so getan, als wäre dies eine Arbeit, die nach wissenschaftlichen Standards erstellt sei, anstatt sie einfach nicht abzugeben und auf den Titel zu verzichten.
Zuletzt betrachtet wird natürlich auch die Frage, in wie fern die Uni und der Doktorvater schuld waren. Wenig überraschend erklärt der Bericht, dass den Doktorvater und den Zweitgutachter keine Schuld trifft. Man kann sich über diesen Punkt sicher gut streiten, aber selbst im schlimmsten Falle kann man beiden höchsten vorwerfen, nicht genau genug auf Guttenberg aufgepasst zu haben. Und besonders jemand, der Doktor sein will, sollte eigentlich zum selbstständigen Arbeiten, ohne ständige Kontrolle, in der Lage sein.
Die Bedeutung
Man kann Guttenberg immer noch gut finden. Tue ich persönlich nicht, aber ich will es niemand anderem nehmen; verglichen mit den Vorstrafenregistern mancher Hollywoodstars ist sein Fehlverhalten auf jeden Fall harmlos. Was ich aber nicht akzeptiere ist, wenn Leute behaupten, er habe gar nichts böses gemacht. Das ist schlicht und ergreifend Blödsinn. Er hat im großen Stil betrogen und belogen, um einen Doktortitel zu bekommen. Er hat vorsätzlich wissenschaftliche Standards und das Urheberrecht mit Füßen getreten, was unter Umständen auch noch strafrechtlich relevant werden kann. Und er streitet dies bis heute, trotz überwältigender Beweislast, ab. Unter diesen Umständen kann man zu Guttenberg einfach nicht als “ehrlich” bezeichnen, persönliche Meinung hin oder her. Der Komissionsbericht ist nun in so weit interessant, weil er noch mal schwarz auf weiß genau dies alles belegt: Guttenberg hat plagiiert, und das kann kein Versehen gewesen sein.
Ich hoffe ja, dass dies ein paar Leuten die Situation klar macht, aber ich habe nicht all zu große Erwartungen. Noch immer behaupten Leute, es seien Neider, die an allem Schuld waren, oder die Uni, die nicht genug aufgepasst hat. Wie Neider oder die Uni ursächlich dazu geführt haben, dass die Doktorarbeit ein Plagiat ist, wird aber wohl weiter ein Geheimnis bleiben.
Geschrieben am 11. Mai 2011 um 12:28
Ulli
Rolf Kammer