Harry Potter 7a
Ich bin endlich dazu gekommen, Harry Potter 7 Episode 1 zu sehen, und dachte ich schreibe mal (garantiert Spoiler-frei) was ich davon hielt. Den Plot werde ich komplett ignorieren; ich denke ihr habt entweder schon das Buch gelesen, wollt nicht dass ich was verrate, oder interessiert euch eh nicht dafür. Statt dessen geht es mir darum wie es alles im Film umgesetzt wurde.
Wenn ich meine Gefühle in einem Wort zusammenfassen müsste, wäre es “episch”. Aber wenn man mir zwei erlauben würde, wäre es wohl “zu episch”. Epischkeit kann übertrieben werden, und der Film versucht es zumindest stark. Man meint, der Regisseur wollte, dass jedes Einzelbild auch als Postkarte verkauft werden könnte, und daher haben wir unsere drei Helden mit bedeutungsschweren Blicken, viel Weitwinkel, sehr exakt komponierte Bilder, all die besten Special Effects die man für Geld kriegen kann und einige für die es Organe braucht, und natürlich unendliche Mengen an britischen Nationalparks. Und es funktioniert: Fast jede Einstellung wirkt irgendwie episch. Dabei hilft auch das Farbschema, was destruiert, kalt und blau ist, als ob das eine ARD oder vielleicht sogar ARTE-Produktion wäre.
Nur ist das eben zu viel. Die ganzen bedeutsamen Gesichtsausdrücke scheinen oft normale Gespräche zu ersetzen, und der Dialog der da ist, ist selbst wieder Exposition oder furchtbar bedeutend in irgend einer Form, mit den Schlussfolgerungen wieder in bedeutenden Blicken kodiert. Zusammen mit dem blauen Farbschema und dem Bildaufbau wirkt es alles kalt und distanziert. Der Witz, der doch ein großer Teil der Bücher war, taucht zwar auf, aber nur so selten dass es mehr wie nachher noch reingeworfen wirkt. Fast nie hat man den Eindruck dass unsere Helden nicht nur eben Helden, sondernd auch normale Menschen und Freunde sind.
Natürlich werde ich nicht über den Plot an sich erzählen, aber es ist doch interessant wie er angepasst wurde. Ein paar Szenen sind neu, viele sind weggelassen, das ist normal, aber leider sind viele Subplots in Stücke gerissen. Der Film geht wohl davon aus dass wir uns selbst etwas ausdenken, oder noch wahrscheinlicher, das Buch kennen, und erklärt daher viele Aspekte nicht wirklich. Es ist auch etwas seltsam dass einige wiederkehrende Charaktere aus den früheren Büchern erst hier Harry vorgestellt werden, weil sie hier wichtig sind. Es macht zwar Sinn, aber der Film geht gleich danach wieder davon aus, dass sich alle schon seit Jahren kennen. Sinnvoller gewesen wäre es wohl, einfach so zu tun als ob sie vorher dabei gewesen wären. Bei der großen Anzahl von Charakteren die nur mal ihr Gesicht vorbeitragen und sofort wieder verschwinden wäre es sicher nicht aufgefallen.
Ehrlich gesagt denke ich, dass Harry Potter nie eine Filmreihe hätte sein sollen. Die Bücher sind dafür schlecht geeignet, weil es nur sehr wenige Subplots und Charaktere gibt, die überhaupt keinen Einfluss haben. Statt dessen hätte ich lieber eine Fernsehserie mit richtig guter Qualität gehabt, vergleichbar (nicht inhaltlich) zum Beispiel mit Rome, nur ohne dass es nach der zweiten Staffel eingestellt wird. Jede Verfilmung der Bücher muss ein Kompromiss sein, und ich denke die letzten drei Filme haben das nicht perfekt gelöst gekriegt.
Trotz alledem ist es keineswegs ein schlechter Film. Ich hatte Spaß dabei, und wer die vorherigen mochte wird auch diesen wieder mögen.
Geschrieben am 5. Dezember 2010 um 17:06